ich danke Dir für Deinen Hinweis. Auch ich war bei meinen Streifzügen durch die Fachliteratur bei Effekten von Zuckermangel und dem unumstösslichen Zuckerbedarf des Gehirns gestossen, der, um welchen "Preis" auch immer, gedeckt werden muss.
Was dann in Hungerphasen passiert, bzw. in unserem Fall in Phasen, in denen Zöliakiefolgen quasi Hungerphasen imitieren, das kann offenbar einen Teufelskreis anstoßen, in der Fettleber, Insulinresistenz usw. eine ganz fiese Entwicklung nehmen, deren Endpunkt als erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen bekannt ist.
Ich habe immer wieder mal nach Studien gesucht, die vielleicht doch mal versuchen, diesem Paradox nachzugehen, dass manche undiagnostizierten Zölis unentwegt zunehmen, obwohl sie von häufigen Durchfällen geplagt werden. So bin ich nun auf Publikationen über Magenverkleinerungs-OPs bei Zölis gestoßen - und das dreht mir den Magen um.
Ich habe sowohl vor als auch nach der Zöli-Diagnose immer wieder versucht, mein Übergewicht abzubauen. Durchaus sportlich veranlagt, war immer auch viel Bewegung dabei. Ich habe damals gescherzt, dass ich jedes Rennen gewinnen würde, wenn es statt nach Altersklassen auch nach Gewichtsklassen gehen würde. Vor über 20 Jahren brachten es dann Messungen in einem ärztlich geleiteten Studio an den Tag: Was ich an Gewicht verlor, verlor ich nicht an Fett, sondern - trotz Training - an Muskelmasse. Paradox! Zoff mit dem Leiter des Studios, ich würde falsch trainieren (ich hielt mich aber genau an seinen Plan) ... Mich hat das nicht weiter überrascht, denn ich hatte damals schon daheim so eine Waage, die den Körperfettanteil anzeigt und weil ich rechnen kann, war ich auch schon auf genau dieses Ergebnis gekommen. Aber solche Geräte sind ja ungenau ...
Dieser Trend, dass sich unter Reduktionskost und Training trotz Gewichtsabnahme die Fettmasse erhöht, also nicht nur der relative Fettanteil, sondern wenn es ganz blöd kommt auch die absolute Fettmasse, hat mich unendlich frustriert, weil das ja eigentlich nicht sein kann. Folglich ist darauf auch nie ein Arzt eingegangen sondern jeder hat nur von ungenauen Geräten gefaselt.
Ich habe schon selbst daran gezweifelt und habe dann auch immer wieder die Motivation verloren, mich so sparsam zu ernähren, dass mein Gewicht runter gehen konnte. Nun habe ich mich vor zwei Monaten noch mal aufgerafft. Ausgerechnet im Herbst, wo doch jeder etwas Winterspeck anlegt. Davor hatte ich dieses Jahr richtig Bammel, denn mit war es schon mehrfach passiert, dass zwischen September und Weihnachten eine anscheinend nicht zu bändigende Gewichtszunahme alles zunichte machte, was ich in Frühjahr und Sommer abgebaut hatte. An schönes Weihnachtsessen mochte ich da schon gar nicht mehr denken.
Vor zwei Monaten also habe ich einen Versuch gestartet und habe mehrere Strategien (oder Mode-Diäten) kombiniert.
1. Intervallfasten 16/8. Also täglich 16 Stunden ohne Nahrung. Geht leicht, da ich gut auf Frühstück verzichten kann. Ich esse also nur zwischen 12 und 18 Uhr, bzw. spätestens ab 20 Uhr gibt es nichts mehr bis zum nächsten Mittag. Ich verzichte dafür sogar auf die Milch im Kaffee.
2. Beschränkung der Kohlehydrate unter Beachtung ausreichender Zufuhr von Ballaststoffen. Da ich sehr gerne Gemüse esse, kommen davon ordentliche Portionen auf den Teller. Kartoffeln, Reis und Nudeln werden 24 Std. vor dem Verzehr gekocht und können so ihren Stärkegehalt in resistente Stärke umwandeln, d.h. in Ballaststoffe, mit der die "guten" Darmbakterien gestärkt werden. Die Verwendung von ausschließlich vorgekochten Stärkquellen tut mir richtig gut. Blähungen sind zu mindestens 80 zurück gegangen, d.h. aus einer Dauerplage ist eine Seltenheit geworden.
3. Eiweiß! Pro kg Körpergewicht sollte man täglich ca. 1 g Eiweiß bzw. bis zu 1,5 g) zu sich nehmen. Daran orientiere ich mich.
4. Ohne Fett geht es nicht. Wenn ich zu wenig Fett zu mir nehme, dann mag mein Darm ein wenig streiken und all die Ballaststoffe kommen trotz reichlich Flüssigkeit nicht recht voran. Also Butter an die Fische.
6. Elektronische Küchenwaage und Ernährungstagebuch in Form von selbst erstellten Excell-Tabellen, in die alles eingetragen wird, was ich zu mir nehme und die mir jederzeit ausrechnen und zeigen, was ich an Fett, KH und Eiweiß schon gefuttert habe. Psychologen würden das, was ich da mache, als ausgewachsenen "Kontrollzwang" einordnen. Aber nur so geht es.
6. Bewegung: Als Rentnerin kann ich meine Zeit einteilen und mein Wohnort mit vielen Grünanlagen bietet ideale Voraussetzungen für ausgiebige Spaziergänge. Also bin ich jeden Tag draußen unterwegs - und bemerke, dass meine Kondition bzw. meine Lust, die Strecken zu verlängern, deutlich zunimmt. Blöderweise will mich gerade wieder mal eine Entzündung, die nicht streuen soll, an diesem Vergnügen hindern. Die Sonne scheint und mein Tracker zeigt mir an, dass mir ja doch nur noch 4500 Schritte fehlen, um an mein Tagesziel zu kommen. Also gehe ich gleich wieder los.
Fazit: Was an all dem nun entscheidend war? Wahrscheinlich doch die Kombination. Denn .... zum ersten Mal seit über 20 Jahren ist es mir jetzt gelungen, eindeutig Fett abzubauen und nicht nur Gewicht auf Kosten von Muskelmasse zu reduzieren. Um wieviel genau, darauf möchte ich mich nicht festlegen, aber es sind jedenfalls schon mehrere kg.
